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Mit Rat und Tat: Naturnahe und ökologische Grabbepflanzung

Friedhöfe sind ein Ort des Gedenkens und der Stille. Sie können aber auch ein Hotspot der Biodiversität sein.

Die Grabgestaltung ist oftmals für die Hinterbliebenen eine Möglichkeit das Andenken der Verstorbenen zu wahren und sie in Erinnerung zu behalten. Womöglich sogar ein wichtiger Teil in der Trauerbewältigung.

Friedhöfe sind nicht nur Oasen der Stille, sondern auch eine Oase der Biodiversität. Sie unterliegen oft über Jahrhunderte hinweg derselben Nutzung. Alte Baumbestände, einheimische Hecken, Mauern und Steine, aber auch die Freiflächen und die liebevoll gestalteten Gräber stellen wichtige Lebensräume für Pflanzen und Tiere dar.

Friedhöfe besitzen innerhalb von größeren Städten, genauso wie naturnahe Gärten, ein eigenes Mikroklima. Durch die intensive Begrünung und die damit verbundene Verdunstung, sind sie im Sommer angenehm kühl und dazu in der Lage Staub zu filtern und zu binden sowie Lärmimmissionen deutlich zu mindern. (Bremer Friedhöfe, 2016)

Um die Artenvielfalt zu erhöhen ist es besonders wichtig das Friedhofsgelände naturnah zu gestalten. Freiflächen können zu Blühwiesen umgestaltet werden. Am Rande der Friedhofsmauer könnten sich wilde Ecken mit Brennnesseln etablieren. Lesesteinhaufen und Totholzhecken in ruhiger und sonniger Lage bleiben nicht lange unbewohnt. Alte Bäume, zumeist mit Totholzanteilen, sind wichtige Habitate für viele Wespen- und Wildbienenarten und viele weitere Insekten. Aber auch höhlenbrütende Vögel wie Spechte und Kauze sowie etliche Säugetiere, wie zum Beispiel der Siebenschläfer und Fledermäuse, sind an dieses Habitat gebunden.

Doch nicht nur die Friedhofsverwaltung kann die Biodiversität durch die Gestaltung des Geländes positiv beeinflussen. Auch die Hinterbliebenen können viel durch die Akzeptanz der „Wilden Ecken“ und durch eine naturnahe und ökologisch wertvolle Grabgestaltung erreichen.

Grundlegend wichtig sind hierbei standortgerechte Pflanzen, eine ökologische Bodenbearbeitung, die Bewässerung und, wer es ganz genau nimmt, auch die Auswahl des Grabsteines.

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Standortgerechte Pflanzen:

Eine Grabbepflanzung sollte ansprechend aussehen und pflegeleicht sein. Diesen Anspruch kann man mit einer naturnahen und ökologisch wertvollen Bepflanzung gut umsetzen. Grundsätzlich unterscheidet man bei der Grabbepflanzung zwei Formen. Die jahreszeitlich orientierte Wechselbepflanzung und die Dauerbepflanzung mit immergrünen Bodendeckern und der Rahmenbepflanzung (vgl. www.plantura.garden.de).

Grundlegend von Bedeutung ist die Verwendung von ungefüllten Blüten. Gefüllte Blüten sind sicherlich schön anzusehen, doch leider für die Insektenwelt vollkommen nutzlos, da die Tiere an die Staubblätter nicht herangelangen und diese Pflanzen somit zur Ernährung ausscheiden.

Bei der Auswahl der Dauerbepflanzung stehen zum Beispiel Efeu (Hedera helix), Eibe (Taxus baccata), Immergrün (Vinca minor), Winterheide (Erica carnea) oder Lavendel (Lavendula angustifolia) zur Wahl. Unter den blühenden Stauden eignen sich vor allem Christrose (Helleborus niger), Grasnelke (Armeria spec.), Kriechender Günsel (Ajuga reptans), Leberblümchen (Heoatica nobilis), Mauerpfeffer/ Fetthenne (Sedum spec.) und Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica). (Bremer Friedhöfe, 2016)

Die jahreszeitlich wechselnde Bepflanzung sollte in etwa 20 % der Gesamtfläche nicht überschreiten (Bremer Friedhöfe, 2016) und kann thematisch angepasst werden. So können im zeitigen Frühjahr die ersten Winterlinge (Eranthis hyemalis) und Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) das Grab schmücken. Krokusse (Crocus spec), Hornveilchen (Viola cornuta), Primeln (Primula) und Stiefmütterchen (Viola wittrockiana) übernehmen danach die Führung.

Wer möchte, kann die Pflanzengestaltung auch nach ihrem traditionellen Symbolcharakter auswählen. So steht der Efeu (Hedera helix) für die Unsterblichkeit und die Treue, das Gänseblümchen (Bellis perennis) für die Mutterliebe, die Margerite (Asteroideae) ist ein Sinnbild für die vergossenen Tränen und Gräser stehen für die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens. (Bremer Friedhöfe, 2016).

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Ökologische Bodenbearbeitung:

Auch bei der Grabgestaltung ist eine ökologische Bodenbearbeitung unumgänglich. So sollten auch hier auf die Umschichtung der natürlichen Bodenschichten zum Schutz der Bodenlebewesen verzichtet werden. Der Boden sollte immer durch eine Pflanzenschicht bedeckt sein. Zur Bodenlockerung zwischen den Pflanzen bietet sich ein sogenannter Sauzahn an. Falls eine Bodenverbesserung notwendig sein sollte, genügt die Zugabe von etwas Humushaltiger Pflanzerde. Auf die Verwendung von torfhaltiger Blumenerde sollte verzichtet werden. Der Torfabbau zerstört die selten gewordenen Hochmoore. Eine Bodenbearbeitung ohne Torf leistet einen wertvollen Beitrag zum Klima- und Naturschutz.

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Bewässerung:

Eine naturnahe Bepflanzung, welche an die standörtlichen Boden- und Lichtverhältnisse angepasst ist, führt zur Reduktion des Wasserverbrauches. Hierbei ist ebenfalls die geschlossene Pflanzendecke von großer Bedeutung, da die Feuchtigkeit nicht so leicht verdunstet. Bei Neuanpflanzungen kann eine dünne Mulchschicht den Boden vorm Austrocknen bewahren. Generell gilt es, ebenso wie beim naturnahen Gärtnern, die Pflanzen selten, dafür aber durchdringend bis in die tieferen Bodenschichten zu gießen. Somit bilden die Pflanzen tiefer gehende Wurzeln und sind nicht auf eine ständige feuchte obere Bodenschicht angewiesen. Weiterhin sollten die Pflanzen, wenn möglich in den frühen Morgen- oder Abendstunden bodennah gegossen werden.

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Grabsteine:

Befasst man sich mit einer ökologischen Grabgestaltung kommt man um das Thema Grabsteine nicht herum. Über die hälfte aller Grabsteine stammen aus Indien oder China (Pfliegl, 2018). Kinderarbeit, Schuldknechtschaft und gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen sind die Grundlage für die günstigen Preise der Natursteine. Wer einen Naturstein aus diesen Ländern erwerben möchte, sollte darauf achten einen zertifizierten Stein zu erwerben. Inzwischen gibt es verschiedene Zertifizierungslabels, welche sich auf die soziale Verantwortung, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und/oder auf die Nachhaltigkeit beziehen. Hierzu zählen „Fair Stone“, XertifiX, XertifiX PLUS, IGEP Naturstein und TFT Responsible Stone.  (Pfliegl, 2018)

Besser ist es jedoch, wenn der Grabstein von einem ortsansässigen Steinmetz erworben wird, welcher seine Natursteine aus einem regionalen Steinbruch bezieht.

Bei der Wahl des Steines ist eine raue Oberfläche zu bevorzugen. Auf dieser können sich Moose und Flechten ansiedeln und es entsteht ein weiteres Kleinsthabitat.

Autorin: F. Möller


Quellen:

https://www.plantura.garden/gruenes-leben/grabbepflanzung-geeignete-pflanzen-beispiele-fuer-das-ganze-jahr#Grabbepflanzung_fuer_den_Fruehling; stand 15.03.2021 um 11:28 Uhr

Bremer Friedhöfe- Praktische Tipps für die ökologische Grabgestaltung und Grabpflege (2016); Hrsg.: Bremische Evangelische Kirche- Der Umweltbeauftragte; PDF: https://www.bremer-umwelt-beratung.de/documents/bremerfriedhoefe_web_1542020821.pdf, Stand 15.03.2021 um 11:31 Uhr

https://www.kirchliche-dienste.de/arbeitsfelder/umweltschutz/Naturschutz-auf-Friedhof, Stand 15.03.2021 um 11:34 Uhr

Julia Pfliegl (2018): Naturstein-Siegel: nur faire Steine, bitte!, https://utopia.de/ratgeber/naturstein-siegel-xertifix-win-fairstone/ Stand 22.03.2021 um 10:11 Uhr